Jüdische Allgemeine: Lücke im Stadtgefüge
Jüdische Allgemeine: Lücke im Stadtgefüge
Berliner Zeitung: Der Blick der Öffentlichkeit muss geschärft werden
Berliner Zeitung: Der Blick der Öffentlichkeit muss geschärft werden
„Der Blick der Öffentlichkeit muss geschärft werden“
Der Historiker Julien Reitzenstein wünscht sich eine umfassende Studie zu NS-Verstrickungen der Bundesministerien.
Herr Reitzenstein, was soll eine Untersuchung über das Bundespräsidialamt und den Nationalsozialismus 75 Jahre nach dem Untergang des NS-Regimes noch bringen?
Die Beauftragung einer Studie durch das Bundespräsidialamt ist richtig und wichtig. Gerade weil jetzt über 70 Jahre ins Land gegangen sind, lässt sich vieles unvoreingenommener beurteilen als unmittelbar nach dem Krieg. Beispielsweise reagierte Bundeskanzler Adenauer auf Kritik an der Personalauswahl im Auswärtigen Amt mit dem Satz „Man schüttet kein schmutziges Wasser weg, solange man kein sauberes hat.“ Es ist ja nicht so, dass sich alle damals demokratisch in ihre Ämter gewählten Verantwortlichen sich darum gerissen hätten, mit schwer Belasteten zusammenzuarbeiten. Aber es gab Mangel an qualifiziertem Personal, es herrschte eine Schlussstrichmentalität und die Belasteten hatten zudem oft Netzwerke, die sie schützten. Diese Netzwerke gibt es heute nicht mehr. In Zeiten von wiedererstarkendem rechten Gedankengut ist es sehr wichtig, anhand solcher wissenschaftlichen Studien zu zeigen, zu welchen Folgen die Umsetzung solcher Gedanken führen kann, auch über die Diktatur hinaus.
Berliner Zeitung: Belastendes Erbe
Berliner Zeitung: Belastendes Erbe
Bundespräsident Steinmeier lässt mögliche Verstrickungen seines Amtes nach 1949 untersuchen.
Haben die ersten Bundespräsidenten in den Jahren nach 1949 in ihrem Amt Seite an Seite mit Kriegsverbrechern aus der Nazizeit gearbeitet? Das ist eine der Fragen,
die das heutige Staatsoberhaupt Frank-Walter Steinmeier klären lassen will. In den nächsten Tagen wird das von ihm initiierte Forschungsvorhaben „Das Bundespräsidialamt
und der Nationalsozialismus“ beginnen.
Cicero: Der Raubbau
Cicero: Der Raubbau
Zu den schönsten Villen Berlins gehört die Immobilie an der Pacelliallee 19/21. Es handelt sich um ein schlossartiges Haupthaus, bei dem der Architekt alles berücksichtigt hatte, was die Harmonielehre hergab. Das ganze Anwesen, einschließlich Nebengebäuden,wirkt vornehm, aber nicht protzig.Damit hebt es sich von vielen eher pompösen Villen im Nobelstadtteil Dahlem im Südwesten Berlins ab. Das Gebäude zieht die Blicke von Passanten unweigerlich an und erregt Aufmerksamkeit in seiner Eleganz. Nichts erinnert an den Hausherrn mit dem distinguierten Geschmack, der hier 1926 einzog: Richard Semmel, vermögender Jude und schon vor 1933 im Visier der Nationalsozialisten.
Jüdische Allgemeine: Die öffentliche Hand hat eine besondere Verantwortung
Jüdische Allgemeine: Die öffentliche Hand hat eine besondere Verantwortung
Herr Feist, Sie fordern, die Spuren jüdischen Lebens in Sachsen sichtbarer zu machen und Gebäude mit jüdischer Geschichte ins Bewusstsein zurückzuholen. Wieso kommt dieser Vorstoß gerade jetzt?
Anlass sind zwei Fälle in Berlin. Der Bundespräsident forderte vor seinem Einzug in die Präsidentenvilla, die jüdische Geschichte des Hauses durch eine Stele kenntlich zu machen. Dem Historiker Julien Reitzenstein ist es kürzlich gelungen, ein weiteres Gebäude dem Vergessen zu entreißen. Es handelt sich um die Villa des Unternehmers Richard Semmel, die während der Zeit des Nationalsozialismus unter massiver Ausnutzung von dessen Status als geflüchteter Jude an den Inhaber der Firma Kühne fiel. Heute beherbergt sie die irakische Botschaft, ohne jeglichen Hinweis auf ihre jüdische Vorgeschichte.
Die WELT: „Es kann nie genug Erinnerungskultur geben“: Interview mit Felix Klein über die Initiative von Julien Reitzenstein
Die WELT: „Es kann nie genug Erinnerungskultur geben“: Interview mit Felix Klein über die Initiative von Julien Reitzenstein
Felix Klein, der Beauftragte der Bundesregierung für den Kampf gegen Antisemitismus, muss an vielen Fronten gleichzeitig wirken. Er warnt vor einer Verharmlosung linken und islamischen Judenhasses.
Erst kam im Sommer 2017 heraus, dass die Dienstvilla des Bundespräsidenten in der Berliner Pücklerstraße unter höchst dubiosen Umständen 1933 von ihrem jüdischen Eigentümer verkauft werden musste. Jetzt hat das Magazin „Cicero“ enthüllt, dass auch die heutige irakische Botschaft in der Bundesrepublik, gelegen in der Pacelliallee ebenfalls im Ortsteil Dahlem, 1934 „arisiert“ wurde.
Was bedeuten solche Erkenntnisse? Welche Konsequenzen muss man daraus ziehen? Erster Ansprechpartner für solche Fragen ist Felix Klein, Diplomat und Beauftragter der Bundesregierung für den Kampf gegen den Antisemitismus. Der 51-Jährige ist seit anderthalb Jahren im Amt.
Jüdische Allgemeine: Schon wieder eine Villa
Jüdische Allgemeine: Schon wieder eine Villa
Richard Semmel musste vor den Nazis fliehen. Eine Gedenkstele soll nun an ihn erinnern – doch in dem Anwesen residiert heute Iraks Botschaft
Hugo Heymann stellte künstliche Perlen her. In den Jahren der Hyperinflation und dann der Weltwirtschaftskrise war dieses Massenprodukt eine beliebte Alternative zu Luxusprodukten wie echten Perlen. Rudolf Löb leitete die Mendelssohn‐Bank und beriet als angesehener Finanzexperte Regierungen der Weimarer Republik. Und Richard Semmel gehörte Anfang des vergangenen Jahrhunderts zu den Wegbereitern der boomenden Textilbranche in Berlin‐Mitte. Alle drei Berliner Juden hinterließen Spuren in der deutschen Geschichte, die weit über ihr Wirken als deutsch‐jüdische Unternehmer in Berlin hinausgehen.
Cicero: „Es kann nie genug Erinnerungskultur geben“ - ein Echo auf die Initiative Julien Reitzensteins
Cicero: „Es kann nie genug Erinnerungskultur geben“ - ein Echo auf die Initiative Julien Reitzensteins
Cicero hatte zuerst darüber berichtet: 1934 wurde dem jüdischen Kaufmann Richard Semmel dessen Villa durch die Nazis weggenommen. Heute erinnert nichts an diesen Skandal. Das soll sich ändern, sagt der Antisemitismusbeauftrage Felix Klein jetzt in einem Interview
Jüdische Allgemeine: Bundesimmobilien auf NS‐Vergangenheit untersuchen - Felix Klein unterstützt den Vorschlag und will Zusammenarbeit von Bund und Ländern verbessern
Jüdische Allgemeine: Bundesimmobilien auf NS‐Vergangenheit untersuchen - Felix Klein unterstützt den Vorschlag und will Zusammenarbeit von Bund und Ländern verbessern
Der Beauftragte der Bundesregierung für den Kampf gegen den Antisemitismus, Felix Klein, unterstützt den Vorschlag, alle Bundesimmobilien auf mögliche verfolgungsbedingte Eigentümerwechsel in der NS‐Zeit sowie auf »hochproblematische Nutzungen« zu überprüfen.
Sensibilität »Es wäre gut, wenn der Bund mehr Sensibilität entwickelte und im Zusammenhang mit eigenen Immobilien systematisch darauf hinwiese, welche Folgen Antisemitismus haben kann«, sagte Klein im Interview der »Welt« vom Freitag.